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Oktober 2015

Kurzes Update zur Situation der Brände in Indonesien (23/10/2015)

Kurzes Update zur Situation der Brände in Indonesien (23/10/2015)

Die Situation wird schlimmer, man kann es nicht anders beschreiben, und es ist kein Ende in Sicht für das Leiden von Mensch und Tier. Das Satellitenbild unten wurde vor ein paar Tagen aufgenommen und zeigt, wie der dicke gelbe Rauch das Innere Borneos buchstäblich verhüllt. Und die Angaben auf den PSI Instrumenten sind jenseits der Grenzwerte!



10-fach höher als der Gefahren-Level!! Jeden Tag gibt es jetzt Berichte über Todesfälle und die Regierung hat soeben Pläne bekannt gegeben, dass die kränksten Menschen auf Schiffe evakuiert werden sollen, damit sie klare Luft atmen können! Wie zum Himmel soll man so viele Menschen evakuieren?? Jetzt bringen sie Zelte mit Luftreinigern, damit Patienten vor Ort eine Chance haben zu atmen! Und diese Patienten bekommen nur die kurzfristigen Auswirkungen zu spüren! Wie viele Millionen von Menschen werden Langzeiteffekte davon tragen von diesen kleinen Partikeln, die sich in ihre Lungen einnisten?
 
  
 
Es gibt nun täglich solche Bilder in den Medien hier in Indonesien. Kranke und sterbende Menschen, Schulen, die bis auf weiteres geschlossen sind, es ist keine anstrengende Arbeit möglich, weiteres Orang-Utan Habitat brennt. Auch der geschützte Mawas Torfmoorwald, in dem ich anfing die wilden Orang-Utans zu retten und wo bereits 15.000 Hektar den Feuern zum Opfer fielen. Feuer, die jetzt sogar bis an unsere Orang-Utan Rehabilitations-Stationen heranreichen!  Die Liste der negativen Auswirkungen ist hier noch nicht zu Ende…

Die ökonomischen Konsequenzen sind schwerwiegend und andauernd. Tausende von Flügen wurden abgesagt, Regionen, in die man nur über Flüsse hinkommt, sind von der Außenwelt komplett abgeschnitten und Produkte, die man gegen anderes tauschen möchte, verrotten und verlieren an Wert. Wenn sie dann endlich transportiert werden können, werden die Preise kollabieren.

Unfälle und Zusammenstöße passieren im Rauch, auf den Straßen, den Flüssen, sogar auf dem Meer! Die Ernten brechen ein! Indonesien hat gerade seine Minister instruiert 1,5 Millionen Tonnen an Reis zu importieren damit die Bevölkerung ernährt werden kann. Heute folgte der Import von Zucker, bald wird es einen Mangel an noch viel mehr anderen landwirtschaftlichen Produkten geben und sie müssen importiert werden.

Und die Dunstglocke ärgert unsere Nachbarn. Heute hat Thailand seinen schlimmsten Smog seit Menschengedenken erlitten. Den ganzen weiten Weg von Indonesien her! Wir hören es immer zuerst von Singapur, die immer gut „im Bilde“ sind. Aber Myanmar, Malaysia, Brunei und andere Länder in der Region bekommen auch unseren Rauch von den Wäldern und vor allem den Torfmooren ab. Anfangs meinte unser Vize-Präsident Jusuf Kalla, Singapur soll sich nicht beschweren, sondern glücklich darüber sein, dass sie 11 Monate im Jahr gute, frische Luft aus Indonesien bekommen! Und übrigens, anfangs hat sich Indonesien auch geweigert von anderen Ländern Hilfe anzunehmen, um die Feuer zu bekämpfen. Später haben sie die Hilfe akzeptiert. Aber nun sind alle diese Flugzeuge, die das ernsthafte Bemühen zu handeln anzeigten, verschwunden!! Ja, die Flugzeuge aus Australien sind wieder zurück, um sich um ihre eigenen Feuer zu kümmern. Laut der Jakarta Post von heute Morgen, ist die ganze Armada von diesen ausländischen Flugzeugen und der modernen Ausrüstung, die die Schlagzeilen beherrschten, bis auf einen Helikopter verschwunden.

Nun, die Feuer sind nicht verschwunden! Und die Flugzeuge waren ohnehin von geringem Nutzen. Wie zum Himmel soll man Wasser auf Feuer werfen, die man in dem dicken Rauch kaum ausmachen kann? Wie soll ein bisschen Wasser von oben ein Moorfeuer löschen, das Meter unter der Oberfläche brennt?! Es gibt keine einfachen Antworten mehr. Die Entwässerung der Moore für Ölpalmen, um das Holz über die Kanäle rauszufahren, das ist alles bereits passiert. Die Moore als riesige wasserhaltige Schwämme sind nun trocken, verfaulen und verbrennen. Es gab keinerlei Strafverfolgung und wenn ich mir die indonesischen Nachrichten hier anschaue wird es in der Zukunft auch nicht besser! Die Korruption, die das eigentliche Problem ist, bleibt davon unberührt. Auf der anderen Seite, scheint es eine gemeinsame Anstrengung zu geben, die Kampagne gegen Korruption in die Knie zu zwingen.

Die Emissionen der brennenden Wälder haben nun epische Ausmaße angenommen und ein Ende ist immer noch nicht in Sicht… Es brennt nicht nur auf Borneo oder Sumatra. Nein, die Feuer auf Sulawesi und vor allem im entfernten Papua scheinen der Aufmerksamkeit komplett zu entgehen! Schaut auf die Landkarte links… Papua ist östlicher und die Höhe und Breite scheint sich für Veröffentlichungen nicht zu eigenen! Papua fällt vom Radar… Aber auch dort sind die Ölpalmen massiv in die Region eingedrungen und die Ergebnisse werden schmerzhaft deutlich! Ich fürchte mich vor der Aussicht, dass die Ölpalmen nun als Lösungsweg angepriesen werden! Wie können sie nur! Die Regierung möchte das Prozedere Konzessionen zu bekommen vereinfachen. Und sie möchten zusammen mit Malaysia ihren eigenen Standard dafür was als nachhaltiges Palmöl gelten soll. Etwas, das meiner bescheidenen Meinung nach nicht mal existiert! Und gerade heute hat Malaysia angekündigt, dass sie sich bei Indonesien nicht wegen der Feuer beschweren möchten, aber statt dessen Indonesien dabei helfen möchten, bessere Ölpalmplantagen als Lösung für die Zukunft anzulegen! Ich möchte gleich nach Luft schnappen und weinen!

Es tut mir leid für diese Litanei aus Beschwerden und Frustration. Masarang kann nur mit Langzeit-Lösungen aufwarten um den betroffenen Notstandsgebieten zu helfen. Unsere neuen Wälder in Nord-Sulawesi helfen den Menschen in Tomohon mit lebensspendendem Wasser und die Zuckerpalmen, die wir pflanzten können den Menschen bei Ernteeinbußen helfen, mit ihren Früchten, der Stärke, den Palmherzen, Zucker, Honig und den eiweißreichen Larven.

Zumindest die Beispiele, die wir platzierten geben Hoffnung, dass wir eines Tages Lösungen implementieren können, die den Menschen, der Natur wie auch der alles-verschlingenden Geschäfts-Welt helfen.

Es gibt so viele Themen, die uns heutzutage in Anspruch nehmen, Flüchtlingen, Konflikte, die Liste ist lang. Aber das was gerade jetzt passiert, gerade vor COP21 in Paris, zeigt uns, dass wir nicht mehr einfach in den Moment hineinleben und nur Symptome behandeln können.  Klimawandel ist ein Problem, das eine auf längere Zeit ausgelegte Herangehensweise erfordert und ein ernsthaftes Engagement. Die Natur gibt uns immer noch viele Antworten. Ich hoffe nur, dass uns noch genügend Zeit bleibt, sie zu nutzen. Ich hoffe, dass Ihr eure Unterstützung für Masarang fortsetzt bei unserer Mission „Schützt die Natur durch die Unterstützung der lokalen Menschen“. Die Politik macht dies noch nicht. Lokale Initiativen zeigen wirklich Ergebnisse.

Willie Smits  23‐10‐2015 

Sie können Masarang mit einer einmaligen Spende an die Rabobank IBAN: NL07RABO0132619008, Masarang in Amsterdam unterstützen.

Orang-Utans im Rauch

Orang-Utans im Rauch
 
Hier einige Bilder, die die furchtbare Situation heute an unserem Sintang Orang-Utan Center zeigen. Es ist kein Nebel, sondern Rauch von den vielen Feuern. Kaum vorstellbar, dass weiter im Landesinneren der Rauch zweimal so dicht ist!

 

Oben links der Sozialisierungskäfig der Orang-Utan Babies, oben unser Büro und hier links ein Blick auf die Strasse vor dem Büro.
Überall macht der alles durchdringende Rauch alles und jedes schmutzig und gelblich. Die Sonne haben wir schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Der Rauch dämpft auch die Geräusche und die unnatürliche Stille scheint ein Disaster anzukündigen. Die Menschen sind weniger aktiv, die Schulen geschlossen, Orang-Utans aus allen Teilen Kalimantans kommen hier an. Die Mütter können nicht genug Früchte finden, es gibt nicht einmal mehr frische Blätter. Einige der Orang-Utans, wie man heute in der Zeitung lesen konnte, kamen aus dem Wald und aßen Durians von den Bäumen, die den Menschen vor Ort gehören. Die Menschen sind ebenso verzweifelt und haben die Orang-Utans getötet. Manchmal recht brutal mit mehreren Schüssen, zuerst in die Augen und dann solange, bis die Orang-Utans zusammenbrachen…


Die Neuigkeiten über die Konfiszierungen von gefangene Wildtieren erreicht die Menschen. Ein paar Tage zuvor kam der Kleine, der noch keinen Namen hat, an unserem Center an. Nicht konfisziert. Der Jäger, der seine Mutter tötete bekam es mit der Angst zu tun und gab den Kleinen an eine Person im Dorf Sokan nahe Sanggau, ein paar Stunden 
von Sintang entfernt. Doch dieser bekam auch Angst und entschloss sich, den Orang-Utan an das Forstministerium auszuhändigen, bevor man ihn fassen konnte! Dem Kleinen geht es nicht besonders gut und er schläft viel. Wir möchten ihn Victor nennen nach unserem Tierarzt und auch nach der Victoria Shanghai Academy, die das neue Rettungsfahrzeug für das SOC gesponsert hatte. Mit diesem Fahrzeug konnten wir den ganzen Weg zum Dorf fahren und den Kleinen ins SOC bringen. Er ist sehr schwach, nachdem er und seine Mutter im Wald nicht mehr genügend Futter fanden, dann bekam er vermutlich das falsche Futter von den Menschen, die ihn illegal hielten. Zudem hat er vermutlich auch alle möglichen Parasiten. Und es ist wie bei den Menschen, die Schwächsten sind diejenigen, die durch den giftigen Rauch am meisten leiden. 

Alle Orang-Utans in unserer Obsorge sind viel weniger aktiv und husten viel und sie verbringen viel mehr Zeit mit Schlafen Die kleine Mona, hier im Bild links, ist durch den Rauch auch weniger aktiv und das Atmen macht ihr Mühe. Mona scheint erschöpft zu sein und ging nicht einmal in ihr Nest aus Blättern. Glücklicherweise haben die Orang-Utans genügend Instinkt, sich zumindest mit zweien ihrer vier Pfoten festzuhalten, auch wenn sie schlafen!
 
In dem Moment, in dem ich dieses Update schreibe, sind Victor und Nurdiana von unserem Team wieder draußen, um mit dem neuen Auto weitere Orang-Utans zu retten. Es geht zu einem Dorf namens Nanga Kelapan. Nach unserer Information gibt es dort 5 Orang-Utans, die aus dem Wald kamen und man sagt einer von ihnen sei ziemlich groß. Bevor sie die wenigen verbliebenen Bäume der Menschen zerstören, müssen wir sie retten. Und zwar bevor die Menschen beginnen ihre Lebensgrundlage recht heftig zu verteidigen, was unweigerlich dazu führen wird, dass es noch mehr Opfer gibt.
 
El Nino gewinnt immer mehr an Stärke und das bedeutet, dass dies das schlimmste Brennen der Wälder aller Zeiten sein wird. Die Heimat der Orang-Utans brennt. Sie benötigen dringend unsere Hilfe, jetzt mehr den je. Wenn Sie helfen können… dann bitte helfen Sie…
 
Willie Smits
24-10-2015
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