Mai 2012

Masarang's Kritik am nachhaltigen Palmöl

Der weltweite Boom bei der Nutzung von Palmöl hat die Entwaldung in Ländern wie Malaysia und Indonesien angetrieben. Jährlich wird primärer Regenwald von der Fläche von den Niederlanden abgeholzt, großenteils für noch mehr Palmöl-Plantagen. Das pflanzliche Öl geht massiv auf Kosten der Umwelt, wird aber billig eingekauft, um es in Keksen, Schampoos, Fertiggerichten und, ironischerweise in Biosprit zu verwenden. Es ist nahezu unmöglich für den Verbaucher Palmöl zu vermeiden, da die globalen Supermärkte mit Produkten gefüllt sind, die die Substanz enthalten, aber die Kennzeichnungen nennen nur pflanzliches Öl oder pflanzliche Fette als Inhaltsstoff.

Vor einigen Jahren wurde RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil; runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) gegründet, um diese nicht nachhaltigen Praktiken anzugreifen. Eigentlich klingt es wie eine Lösung und es folgen jetzt viele Organisationen, die sich umweltbewusst nennen, der Nahrungsmittel­industrie und machen eine große Wende hin zur Akzeptanz von Palmöl als etwas, das irgendwie okay ist, solange es vom RSPO zertifiziert wurde.

Jedoch, wir bei Masarang, sehen das anders. Mit umfangreichem Wissen über Anbaupflanzen und Erfahrung direkt vor Ort, können wir aufzeigen, dass die Ölpalmen, sogar die „Nachhaltigen“, in keiner Weise die großartige Lösung darstellen, als die sie von einfallsreichen Lobbyisten präsentiert werden.

Willie Smits hat kürzlich einen Artikel geschrieben, in dem er aufzeigt, dass es in Ländern in denen die Korruption immer noch vorherrscht, Zertifikate nicht sicherstellen, dass Palmöl nachhaltig ist. Desweiteren, sind Ölpalm-Plantagen Monokulturen, die wegen der starken Düngung und der Verwendung von Pestiziden in Wirklichkeit die natürliche Biodiversität (Artenvielfalt) zerstören, indem sie das Grundwasser vergiften und übermäßig Nährstoffe ins Meer einbringen (eine Hauptursache der Zerstörung von Korallenriffen). Zum Zweiten werden durch die Plantagen kaum Arbeitsplätze in den Gebieten geschaffen, in denen die einheimische Bevölkerung ihre Wälder und die Hauptquelle ihres Lebensunterhaltes verschwinden sehen. Dies bringt wiederum große soziale Probleme mit sich und führt oft zu nicht-nachhaltigen Praktiken wie Holzeinschlag.

Und es gibt praktikable Lösungen des Palmöl-Problems. Es gibt Bäume, wie der in Südostasien einheimische Illipe Nussbaum, der auch qualitativ hochwertige Fette und Öle produziert, während er in natürlichen Wäldern oder traditionellen Dorf-Mischwäldern auf Kalimantan (indonesischer Teil Borneos) wächst. Diese Öle sind die Hauptquelle für die Einheimischen, die nun das immer teurer werdende Palmöl als Öl zum Kochen kaufen müssen. Eine andere Lösung sind die Zuckerpalmen, die Lipide liefern können (via enzymatischem Umbau). Sie wachsen nur in gemischten, biodiversen Wäldern und haben eine viel höhere Produktion pro Hektar als die Ölpalmen. Zusätzlich schafft diese Nahrungspflanze viele Jobs für die Einheimischen und verhilft Dorf-Gemeinschaften sich auf nachhaltige Weise zu entwickeln.

Immer weniger primäre Regenwälder bleiben übrig und auch so verletzliche Arten wie die Orang-Utans sind vom Aussterben bedroht.

Der Natur bleibt wirklich keine Zeit mehr und wir müssen die Palmöl-Praktiken jetzt stoppen. Umweltschutzgruppen und die Nahrungsmittelindustrie sollten anfangen, neue Technologien und Alternativen sofort zu nutzen, wenn sie die totale Tragödie für die Natur und das Leben auf diesem Planeten vermeiden wollen.

Nicht nachhaltiges Palmöl – Der Standpunkt von Masarang

Wir bei Masarang fühlen uns dazu verpflichtet, diese Stellungnahme zu schreiben, wegen der kürzlich erfolgten dramatischen Wende von vielen Gruppen und Institutionen, die sich selbst „umweltbewusst“ nennen, hin zur Akzeptanz von Ölpalmen und von Palmöl, die irgendwie okay scheinen, solange sie vom RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil; runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) zertifiziert wurden.

Wir schließen uns dem nicht an. Zertifizierung ist nicht einfach das Allheilmittel, für das es viele halten. Nicht in Ländern, in denen die Korruption noch so vorherrschend ist. Ölpalmen sind in keinem Fall die großartige Lösung, als die sie von sehr fähigen Lobbyisten präsentiert werden. So, was ist daran falsch? Erlauben Sie uns dies zu erklären.

Produktivität

Ölpalmen werden als die Pflanzen angesehen, die weltweit am produktivsten für Biodiesel sind. Es gibt aber sehr viel bessere Alternativen, wie z. B. die Zuckerpalme, eine komplett andere Art von Palme, die keine riesigen Mengen an Dünger benötigt, um eine viel höhere Produktivität zu erzielen. Im Gegensatz zu Ölpalmen, benötigen Zuckerpalmen auch keine Herbizide oder Pestizide; einige davon wurden in der westlichen Welt schon verboten und haben das Potential das Grundwasser für Jahrhunderte untrinkbar zu machen, werden aber immer noch frei in Indonesien verwendet.

Experten sagen, dass es einen Unterschied zwischen dem Zucker und dem zuckerbasierten Ethanol, die von Zuckerpalmen gewonnen werden, gibt, und auch zu den Lipiden die vom Palmöl gewonnen werden, um Biotreibstoff zusammen mit all den anderen Produkten, die die Regale in den Supermärkten füllen, herzustellen. Aber es gibt jetzt neue Technologien, wie die, die von verschiedenen Firmen, wie Martek, entwickelt wurden, bei denen durch mikrobielle Fermentation Zucker in Lipide umgewandelt (C6 zu C8) wird. Von da ab ist es nur noch ein kleiner Schritt hin zum Biodiesel, Flugzeug-Treibstoff oder den vielen verschiedenen Sorten von Lipid-basierten Produkten für Nahrungsmittel, Kosmetika, [Waschmitteln, Anm.] etc.

Ölpalmen mögen viel produzieren, aber Zuckerpalmen – sogar ohne Dünger und in einem Mischwald – überragen die Ölpalmen nicht um ein Geringes, sondern um mindestens das Doppelte der Produktivität.

Es gibt auch andere Bäume, wie die in Südostasien einheimischen Illipe Nussbäume (verschiedene Shorea-Arten aus der Familie der Dipterocarpaceae), die auch qualitativ hochwertige Fette und Öle produzieren können, während sie in natürlichen Wäldern oder traditionellen, gemischten Dorfwäldern auf Kalimantan (Indonesisch Borneo) wachsen. Diese Öle waren die Hauptquelle für die Einheimischen, die nun Kochöl aus Palmöl verwenden müssen, das ständig teurer wird.

Biodiversität (Artenvielfalt)

Einige interessante Veröffentlichungen wurden von Gruppen herausgebracht, die mit der Palmöl-Lobby zusammenhängen und in denen steht, dass es 200 verschiedene Organismen pro Hektar gebe, die in den Ölpalm-Plantagen leben, und dass die Ölpalm-Plantagen, neben anderen aus dem gleichen Grund, den Status von Wäldern haben sollten und die finanziellen Fördermittel für Wälder bekommen sollten, die im Moment verhandelt werden, wie z. B. Kohlenstoff-Kredite, REDD basierte Kredite, etc. Ein zufälliger Beobachter der gemäßigten Temperaturzonen, wo die Natur nur eine geringe Biodiversität hervorbringt, und der an Feldfrüchteanbau und Waldmonokulturen gewohnt  ist, mag denken, dass die Leute, die dieses Argument anführen im Recht sind… aber dies ist nicht der Fall. Es ist eine Illusion.

Man muss auf die Ausgangssituation schauen, um ein korrektes Urteil fällen zu können. Mit anderen Worten, Sie müssen sich selbst fragen: Was war zuvor da und was ist jetzt da, nachdem alles durch Ölpalmen ersetzt wurde? Nicht viel, unglücklicherweise – nicht nur was die Anzahl der Arten angeht sondern vielmehr welche Arten dies wirklich sind. Sie sind nahezu überall die gleichen und bestehen meist aus Unkrautarten. In der Realität bedeutet dies, dass Palmöl-Plantagen wirklich Monokulturen sind, die wegen der großen Einbringung von Düngern und der Verwendung von Herbiziden und Pestiziden in Wirklichkeit die natürliche Biodiversität zerstören.

Die Situation wird noch komplizierter durch die illegale Jagd und Tötung von Tieren wie den Orang-Utans und den Wilden Eber, die nicht nur einzelne Ölpalmen beschädigen oder zerstören können und dann getötet werden, was wiederum einen Verlust der Biodiversität bei den Tieren bedeutet. Nein, sie [Orang-Utans und Eber, Anm.] haben auch einen beträchtlichen Anteil an der Verbreitung und Keimung der Samen von anderen Waldpflanzenarten und erhalten so die Biodiversität in den Wäldern, die sie durchstreifen und aus denen sie verschwinden.

Palmöl Biodiversität besteht meistenteils aus einer relativ geringen Anzahl von Unkrautarten wie Farnen und Lianen, die sich kaum zwischen den unterschiedlichen Standorten unterscheiden. Dies als Biodiversität zu bezeichnen im Vergleich zur ursprünglichen Vegetation, verdreht die Fakten.

Langzeit-Bodenfruchtbarkeit

Ölpalmen brauchen welliges Tiefland, von relativ guter Qualität, zumindest physikalisch, um zu gedeihen. Aber um eine gute Produktivität zu erreichen, müssen durchschnittlich 1760 Kilogramm an Dünger pro Hektar und Jahr eingebracht werden! Viel davon ist Stickstoff-Dünger, der aus natürlich vorkommendem Gas gemacht wird, einem fossilen Brennstoff, der bereits jetzt schon eine seltene Ware ist. Nach ungefähr 20-25 Jahren sind die Ölpalmen nicht mehr produktiv und für sehr viel mehr Jahre können keine neuen Ölpalmen mehr an der selben Stelle angepflanzt werden, damit sich der Boden erholt.

Das Grundproblem liegt darin, dass mit den Ölpalmen dem Boden viele Makro- und Mikro-Nährstoffe entzogen werden. Makro-Nährstoffe können, obwohl das nicht umweltfreundlich ist, zum größten Teil ersetzt werden, aber Mikro-Nährstoffe können viel schwerer ersetzt werden. Ein Ungleich-gewicht in ihrem Vorhandensein kann ernsthafte Langzeitwirkungen nach sich ziehen, die das Risiko von Krankheiten und Instabilität erhöhen. Zukünftig wird es einen Mangel an Düngern geben. Im Moment beeinflussen die großen Mengen an den Nährstoffen, die aus den Palmöl-Plantagen in die Flüsse ausgewaschen werden, nicht nur die lokalen Ökosysteme, sondern sie zerstören auch die flussabwärts gelegenen Ökosysteme, einschließlich der Korallenriffe im Meer.

Nahrungssicherheit

Öl zum Kochen ist sehr wichtig für die Einheimischen. Über eine sehr lange Zeit hinweg, stellten sie das Öl selbst her, aus der Illipe Nuss oder aus Kokosnüssen oder anderen einheimischen Quellen. Nun hängen sie völlig vom kommerziell produzierten Palmöl ab, und mit den weltweit ansteigenden Preisen für Palmöl, müssen die Einheimischen sehr viel mehr für ihr lokales Kochöl bezahlen – was ihr Einkommen direkt angreift. Dies hat bereits zu groß angelegten Protesten in Malaysia und Indonesien geführt.

Orang-Utans und andere Wildtiere, die die Palmöl-Plantagen betreten – verzweifelt und verhungernd – werden als Pest angesehen und getötet, weil sie Palmöl-Früchte und Schösslinge essen. Aber es gibt auch etliche Orte, an denen selbst die Menschen sich zwingen mussten die Früchte zu essen. Versucht es selbst! Anfangs schmeckt es ganz gut, aber denn fängt der Mund auszutrocknen und euer Hals beginnt weh zu tun und euer Atmen wird beschwerlich vom adstringierenden Nachgeschmack. Dennoch, Orang-Utans und Menschen haben zu oft keine andere Chance als diese unerwünschten Früchte zu essen, wenn sie und ihre Familien am Verhungern sind.

Das Töten der Orang-Utans und die Strafverfolgung der Einheimischen für solch ein Verhalten [das essen der Palmölfrüchte, Anm.] kann und sollte nicht toleriert werden. Palmöl nimmt also nicht nur das Land weg für die Nahrungsmittel-Produktion, es hat auch einen direkten Einfluss auf die Lebenshaltungskosten der Einheimischen.

Umweltverschmutzung

Die Verarbeitung von Ölpalmen führt zu riesigen Mengen an stinkigen Abflüssen, die das lokale Wassersystem vergiften können. Mittlerweile kann man viele dieser Giftstoffe, z. B. durch Biodigestors in den Griff bekommen, aber es wird lange Zeit dauern, bis dies alltägliche Praxis wird.

Der Einsatz von langlebigen Pestiziden, von denen einige im Westen wegen ihrer Langzeitgiftigkeit verboten wurden, ist immer noch sehr vorherrschend in den Ölpalm-Plantagen. Wieder könnten Regularien und strenge Straf­verfolgung dies ändern, aber das wird nicht so schnell passieren. In Ländern wie Indonesien, wo die Strafverfolgung auf Umwelt­kriminalität extrem schwach ausgeprägt ist, um das Mindeste zu sagen, können wir nicht realistisch erwarten, dass sich die Dinge bald zum Besseren wenden. Zudem werden Rattengifte, Herbizide, Fungizide etc. benutzt mit vielfältigen schwer­wiegenden Auswirkungen auf die natürliche Umgebung. Die Realität auf den Ölpalmplantagen ist schrecken­erregend. Orang-Utans, die durch Plantagenarbeiter hingeschlachtet wurden, werden oft in Stücke gehauen und das Fleisch wird mit Rattengift, wie z. B. Arsen, versetzt und zwischen den Palmen ausgelegt und den Wilden Eber zu ködern und auch wieder zu töten. All diese Ausbringungen erreichen wieder die Flüssen, in denen die Einheimischen baden, sich ihr Trinkwasser nehmen, und die in die Küstenregionen fließen, wo die Ökosysteme ebenso beeinträchtigt werden.

Den Einheimischen helfen?

Dies ist eines der Hauptargumente, das von den Verfechtern des Palmöls vorgebracht wird. Aber eine genauere Untersuchung des Themas ergibt ein ganz anderes Bild. Ölpalm-Plantagen bringen nur ungefähr 0,11 Jobs pro Hektar, was, wie beim Rohrzucker, extrem wenig ist und im letzteren Fall sogar nur Saisonarbeit ist. Zusätzlich sind diese Jobs, die für die Einheimischen gemacht wurden, am geringsten bezahlt und sind oft die schwere und gefährlichere Arbeit, wie das Bäume fällen mit Kettensägen, ohne jeden Schutz genauso wie das Ausbringen von Pestiziden. Meist müssen die Menschen ihre Landrechte aufgeben, um diese wenigen Jobs zu bekommen und es gibt zahlreiche weithin veröffentlichte Berichte über Verletzungen der Rechte von Einheimischen durch die Palmöl-Firmen. Dennoch, wenn man sich einige der Berichte anschaut, ist es möglich, dass man viele Orte findet, wo die Menschen wirklich behaupten, dass sie mit der Entwicklung der Ölpalmen sehr glücklich sind wegen der Jobs, auch wenn diese gering bezahlt sind. Es gibt also einige grundsätzliche Erleichterungen für die Einheimischen, die die Firmen manchmal in die Region bringen, wie z. B. Schulen, Moscheen und kleine Kliniken. Aber wie lange wird das andauern?

Der technologische Fortschritt hat schon angefangen Einzug zu halten und Werkzeuge wurden bereits entwickelt, mit denen die Palmölfrüchte-Bündel mechanisch geerntet werden können. Und ist es wirklich möglich, dass, wenn die Mechanisierung es für die Firmen sogar noch profitabler macht, dass sie die Jobs für die Einheimischen zu einem etwas höheren Einkommen behalten? Wettbewerb und rücksichtslose Geschäftsprinzipien werden sicherstellen, dass diese wenigen armen Jobs so schnell als irgend möglich verloren gehen zum Wohle der „Effizienz“ und ordentlicher „Geschäfts­prinzipien“. Und was werden diese Menschen dann tun, wenn sie ihr kürzlich erworbenes leicht höheres Einkommen verlieren und sich gerade an ein nur etwas besseres Leben gewöhnt haben, und oft Motorräder auf Kredit gekauft haben? Natürlich werden sie das Einzige tun, was ihnen zu tun übrig bleibt – sie werden zurückkehren zur wenig ertragreichen Brandrodungs-Landwirtschaft. Dies wird schnell zur Zerstörung der übrig gebliebenen Wälder führen. Und das macht es sogar noch leichter für die Palmöl-Firmen noch mehr frisch kreiertes „kritisches“ Land für ihre aggressive Expansion zu bekommen, wenn dieses Land, das einst unter der tropischen Waldvegetation lag, seine Fruchtbarkeit verloren hat. Wir sehen einen Teufelskreis.

Kohlenstoff

Viele Länder haben Standards herausgebracht, um fossile Brennstoffe mit Biotreibstoff zu mischen. Aber nun gibt es viele Vorgaben, die Biosprit bevorzugen und wir haben bereits große Gebiete mit Pflanzen zur Biosprit-Produktion wie Ölpalmen, Rohrzucker, Mais und andere. Aber dieser Biosprit, der eigentlich dazu gedacht ist, den Verbrauch von fossilen Brennstoffen zu verringern und dazu beizutragen, dass der Einfluss des Kohlenstoffausstoßes auf das globale Klima sich vermindert, ist nicht besonders umweltfreundlich. Insbesondere wenn wir auf die Ölpalmen schauen und die Kohlenstoffprobleme auf Borneo, sehen wir eine sehr verstörende Situation.

Ungefähr die Hälfte der Palmöl-Plantagen ist auf Land angelegt, das nicht dasjenige ist, das am geeignetsten ist (SarVision Indonesia, WWF Netherlands commissioned report). Und viele Palmöl-Plantagen haben den Wald verdrängt, der große Mengen an Kohlenstoff in der Vegetation speicherte.

Aber ganz besonders besorgniserregend ist die Anpflanzung von Ölpalmen auf Torfmoor. Nachdem Ölpalmen auf dicken Schichten von Torfmoor gepflanzt wurden, verschwinden buchstäblich 12 cm Torf jedes Jahr in die Luft als CO2 und Methan Ausgasungen, wegen dem Waldeinschlag, der Einbringung von Düngern und der Zerstörung des Wasserhaushaltes.

Mit einer Dichte an organischem Material von 11%, von dem 50% aus C bestehen, das 3,67-mal die Menge an CO2 freisetzt, entsprechen diese 12 cm einer Emission von 220 Tonnen an CO2 pro Hektar und Jahr! Man kann also sagen, dass bereits ein relativ geringer Anteil an Ölpalmen auf Torfmooren, den letzten Rückzugsgebieten der Orang-Utans, in der Tat im Ganzen betrachtet das Palmöl für Biosprit zu einem netto Kohlenstoff-Emitter macht.

Zusätzlich bringt die Umwandlung von Torfmoorwäldern ein ernstes Problem für die Einheimischen mit sich, indem es die Anzahl und Schwere der Überflutungen erhöht und die Pufferwirkung des Wassers erniedrigt während der Dürrezeit, weil die Schwammfunktion der Torfwälder verloren ging. Dies hat einen messbaren Einfluss auf die landwirtschaftliche Produktivität entlang der Flüsse und auf das Wohlergehen der Einheimischen.

Das Eröffnen der Torfmoore für Ölpalmen erhöht auch das Feuerrisiko und diese Feuerstürme führen zu großen Mengen an Rauch, die auf so weit entfernte Gebiete wie die Polkappen und Gletscher einen Einfluss haben. Sie verursachen auch gesundheitliche Probleme und führen zu immensen ökonomischen Verlusten in der Region. Der braune Smog von diesen Torffeuern hat einen großen Anteil am Niederschlag von dunklen Partikeln auf Schnee und Eis, was zu verstärktem Abschmelzen führt mit all den bekannten negativen Konsequenzen.

RSPO (Round Table of Sustainable Palm Oil)

Nachdem ich die ersten 3 Jahre am RSPO beteiligt war, sind die Ergebnisse daraus bis jetzt extrem enttäuschend. Mehr und mehr Studien wurden durchgeführt, noch mehr Konzepte wurden den Komitees präsentiert, aber wie es im Moment gehandhabt wird ist nicht der Standard, das ist die Strafverfolgung. Satellitenbilder können viele Jahre in der Zeit zurückschauen und jede große Firma kann es sich leisten, nachzuprüfen, ob die Plantagen, die das sogenannte Roh-Palmöl liefern, auf Land stehen, das für die Anpflanzung von Ölpalmen freigeschlagen wurde oder nicht. Es gibt bereits einfache Geräte zur Navigation und Standortverfolgung, wie die, die von UPS und Zoll Kollekt in Deutschland verwendet werden, die es einem ermöglichen, die LKW-Ladungen mit einer extrem hohen Präzision zu verfolgen und sie dem zuzuordnen, was auf dem Boden passiert in Bezug auf Änderungen in der Landnutzung, wie man es auf den Satellitenbildern gesehen hat. Wir bei Masarang glauben, dass zu wenig getan wird, um solche Systeme in der Praxis zu etablieren – obwohl sie relativ wenig kosten. Der Punkt ist nun, dass es uns nicht an der Technologie fehlt. Sondern, es ist vermutlich genauso wie mit der Klimadebatte im Allgemeinen: es gibt einfach keinen politischen Willen, dies umzusetzen und dazu zu stehen. Warum also bis zum Jahr 2015 warten? 

Einige Menschen argumentieren, dass wir Zeit brauchen, um die lokalen Firmen dahingehend zu erziehen was richtig ist. Aber nehmen wir den Fall der Orang-Utans; sie wurden mit dem höchst möglichen Schutzstatus in Indonesien seit dem Wildordonnantie von 1924 versehen. Das Problem liegt nicht darin, dass wir die Arbeiter in den Palmöl-Plantagen die besten Möglichkeiten zeigen müssen, wie sie mit den Orang-Utans umgehen, wenn es ohnehin keinen Platz mehr gibt, an dem sie sicher sein können. Das was wir brauchen, ist Strafverfolgung. Nichts erzieht besser als wenn man zu spüren bekommt, welche ökonomischen Auswirkungen es hat, wenn man die Gesetze übertritt. Und zu sagen, dass die Einheimischen nicht wissen, dass die Orang-Utans zu einer geschützten Art gehören, ist einfach nicht wahr. Nur in sehr abgelegenen Dörfern, weit weg von den Ölpalm-Plantagen mag es Menschen geben, die noch nichts davon gehört haben. Wir fanden, dass jeder mit dem wir sprachen schon von Orang-Utans gehört hatte und davon, dass es nicht erlaubt ist, sie als Haustiere zu halten.

Aber solange hohe Beamte oder Mitglieder der Armee und der Polizei davon kommen, wenn sie die Tierschutz-Gesetze übertreten, werden sich die Einheimischen nicht dazu verpflichtet fühlen, die Geschichte mit der illegalen Haltung von Wildtieren besonders ernst zu nehmen.

Die Regierungen von Indonesien und Malaysia sind begeisterte Anhänger des RSPO. In der Tat wurden sogar spezielle Geldmittel bereitgestellt, um gegen die sogenannte „Missinformation die von NGOs, die die Sache nicht verstehen, verbreitet werden“ vorzugehen. Geschickt gemachte Dokumentationen wurden sowohl von der Palmöl-Lobby als auch vielen firmenunterstützten NGOs produziert. In Indonesien wurde sogar mit großem Tusch bekanntgegeben, dass alle Orang-Utan Rehabilitations-Zentren bis 2015 geschlossen werden, was ebenso das Jahr ist, bis zu dem die meisten internationalen Firmen, die dem nachhaltigen Palmöl zugestimmt haben, versprechen dieses Ziel zu erreichen, dass nur noch nachhaltig produziertes Palmöl verwendet wird. Zur selben Zeit gibt es Bestrebungen der Regierung, die die Rettung und Freilassung von Orang-Utans erschweren, während die Strafverfolgung das einzige Mittel ist, das sie retten könnte. Es gibt auch Versuche von teilen er indonesischen und malaysischen Regierungen, internationale Dokumentationen über Ölpalmen und Orang-Utans zu verhindern.

Die Werkzeuge, technologische wie auch juristische, sind also vorhanden, aber sie kommen einfach nicht zum Einsatz. Zusätzliche Gesetze und Regularien können herausgegeben – und gebrochen werden. Der momentane deprimierende Zustand der Wälder für die Orang-Utans ist ein Zeugnis dafür, dass es an wirksamen Aktionen draußen im Feld fehlt wo es am dringendsten nötig wäre. Jeden Monat müssen neue Orang-Utan Opfer von den Palmöl-Plantagen gerettet werden. Das Problem ist also ein Fakt und reell und muss jetzt in Angriff genommen werden. Im Jahr 2015, dem Jahr, bis zu dem viele Firmen versprechen, dass sie ihr Ziel erreichen und mit den RSPO Richtlinien konform ziehen, wird es bereits zu spät sein für viele der Orang-Utans und der Ökosysteme in denen sie leben. Wie müssen JETZT handeln – nicht erst 2015 – und die Technologie ist vorhanden, um zum Erfolg zu führen!

Schlussfolgerung

Sogar mit vielen Verbesserungen bei den heutigen nicht nachhaltigen Praktiken auf dem Palmöl-Sektor, ist die Langzeit-Nachhaltigkeit von Ölpalmen grundsätzlich durchsetzt mit Widersprüchen. Ökologisch, ökonomisch und klimatechnisch macht es ganz einfach keinen Sinn Ölpalmen in der Weise zu fördern, wie es im Moment gemacht wird. Wenn NGOs behaupten, dass sie Orang-Utans retten und den Orang-Utan Schutz draußen im Feld unterstützen und mit dem RSPO gemeinsame Sache machen, entsteht ein falscher Eindruck, dass sie dadurch irgendwie den Orang-Utans helfen. Das stimmt ganz einfach nicht.

Das steht in völligem Widerspruch zur Wahrheit. Orang-Utans brauchen unsere Hilfe JETZT und alles, was von dieser Soforthilfe ablenkt kann nicht positiv für die Orang-Utans sein. Wissenschaftlich ungeschulte Leute gehen herum, um Zoopfleger – die Menschen, die in täglichem Kontakt mit einer größeren Öffentlichkeit sind, die am Orang-Utan- und Umwelt-Schutz interessiert ist – davon zu überzeugen, den RSPO zu unterstützen. Diese Leute tun den Orang-Utans keinen Gefallen. In Wirklichkeit betrügen sie sie. Wir müssen den Druck aufrechterhalten auf diejenigen, die dafür verantwortlich sind und auf den RSPO, damit sie die gesetzlichen Aktionen durchführen, die nötig sind. Es bleibt keine Zeit mehr, sich zurückzulehnen und es langsam angehen zu lassen, wenn wir unsere majestätischen und altruistischen Orang-Utans retten wollen. Wir sind ihre letzte Hoffnung…

Masarang, Mai 2011 (Dr. Willie Smits)
 

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